Jubiläumsveranstaltung

Integration braucht Dialog

20 Jahre „Meine Welt“ – Zeitschrift des deutsch-indischen Dialogs

Mit einer Jubiläumsveranstaltung unter dem Titel „Integration braucht Dialog“ würdigte der Diözesan-Caritasverband Köln am 26. Juni in Köln das 20-jährige Bestehen der Zeitschrift „Meine Welt“. „Die Inhalte von ‚Meine Welt’ stellen eine stark verbindende Dialog-Komponente dar“, betonte Wolfgang Miehle, Direktor für Ausländerseelsorge, Bereich Weltkirche und Migration der Deutschen Bischofskonferenz. Entstanden ist die Zeitschrift aus der übersetzt-gleichnamigen Zeitschrift „Ente Lokam“, die in der südindischen Sprache Malayalam bereits seit über 25 Jahren in Deutschland erscheint. „Meine Welt“ in deutscher Sprache ergänzt „Ente Lokam“ als Dialog-Medium.

Jose Punnamparambil, Chefredakteur und treibende Kraft der Zeitschrift, lobte die redaktionelle Freiheit, die der Diözesan-Caritasverband als Herausgeber dem indischen Redaktionsteam immer gelassen hat. Innerhalb von 20 Jahren erschienen 45 Ausgaben. Die Zeitschrift deckt ein breites Spektrum an Themen ab, die für Inderinnen und Inder in Deutschland und für Deutsche, die sich mit Indien auseinandersetzen, von Belang sind. Dabei kommen auch entwicklungspolitische Fragen nicht zu kurz. 1988 wurde „Meine Welt“ im Rahmen des „Deutschen Journalistenpreises für Entwicklungspolitik 1987“ mit einem Sonderpreis ausgezeichnet.

Die Jubiläumsausgabe vom Juni 2004 wie auch die Referate, Grußworte und künstlerischen Beiträge der Jubiläumsveranstaltung stellen das Thema Integration in den Mittelpunkt. Wie ein roter Faden zieht sich dieses Thema durch 20 Jahre „Meine Welt“ und ist zugleich Programm. Als Integrationsmedium ist die Zeitschrift ihrer Leserschaft besonders nahe und wird von ihr engagiert mitgestaltet. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch junge Inderinnen und Inder der „zweiten Generation“.

„Ein gutes indisches Kind tanzt und spricht Malayalam”, beschreibt der Student Sibu Mundiyanapurath aus Höchst die Erwartungen keralesischer Familien an ihre in Deutschland geborenen Kinder. Sunanda Gupta, die ebenfalls in Deutschland aufgewachsen ist und in Essen studiert, berichtet, dass sie „immer noch schief angeguckt“ werde. „Oh, Sie sprechen aber gut deutsch“, hieße es oft. „Mit diesem Bild werde ich weiter leben müssen, aber damit kann ich auch leben“, so ihr Fazit.

Inderinnen und Inder der „ersten Generation“, die meist in den 1960er und 1970er Jahren nach Deutschland kamen, berichten von durchaus positiven Integrationserfahrungen. Sunita Vithayathil, Sozialarbeiterin in Kerpen, fühlt sich grundsätzlich angenommen, fand anfänglich bei Deutschen aber auch „oft die Einstellung, man hätte uns vor dem Hungertod gerettet“. Damals hätten die Menschen in Deutschland über Indien vor allem gewusst, dass es ein armes Land sei. „In den 70er Jahren wollte man uns dann loswerden“, berichtete sie aus der Zeit der Ölkrise und steigender Arbeitslosigkeit. „Annahme und Ablehnung hängen mit der Wirtschaft zusammen“, so ihre Schlussfolgerung.

„Integration hängt von der Willigkeit der Umgebung ab, Integration zuzulassen“, fasste Martin Kämpchen seine Erfahrungen als in Indien lebender deutscher Autor zusammen. Er habe sich bewusst gegen Rollen entschieden, die Integration grundsätzlich befördern: als Ehepartner, im Beruf, in der Kirche. In Indien werde er häufig als Tourist angesehen.

Werner Höbsch, Leiter des Referats für Interreligiösen Dialog und Weltanschauung im Erzbistum Köln, betonte den Charakter des Dialogs als ganzheitlichem Kommunikationsprozess. Ein solcher Dialog beginne mit dem Interesse am Anderen. Bedeutend sei dafür jedoch die Verwurzelung im Eigenen. Für Ram A. Mall, Professor für Europäische Philosophie und Interkulturelle Philosophie, heißt dies, „das beste der eigenen Kultur im Herzen zu tragen und zum Tragen zu bringen“. Jedoch müsse der „europäische Geist lernen, dass Pluralität ein Wert ist“. Die Zeiten, wo der europäische Geist meinte, den nicht-europäischen Geist besser zu verstehen, als dieser sich selbst, seien vorbei, so Mall. „Heute blicken Asien und Afrika auf Europa.“

© Christina Kamp

 

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